Einlass: 19:30 Uhr, Filmbeginn bei ausreichender Dunkelheit
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush; Regie: Andreas Dresen; D/FR; 2022; 118 Min; FSK: ab 6; OmU
Freitag, 01. Juli 2022
Der neue Film von Andreas Dresen (Sommer vorm Balkon, Gundermann) erzählt die wahre Geschichte der Bremer Hausfrau Rabiye Kurnaz! Deren ältester Sohn Murat landete im Herbst 2001 – wenige Wochen nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center – unverschuldet im Gefangenenlager Guantanamo, dem umstrittensten Gefängnis der Welt.
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush hat gleich zwei Bären bei der diesjährigen Berlinale gewonnen: Laila Stieler wurde für das beste Drehbuch ausgezeichnet, der Preis für die beste schauspielerische Leistung ging an Meltem Kaptan in ihrer Rolle als Rabiye Kurnaz. Und auch beim Deutschen Filmpreis hat er jüngst drei Auszeichnungen eingeheimst; u.a. den Filmpreis in Silber als Bester Spielfilm!
Samstag, 02. Juli 2022
Wir wiederholen "House of Gucci" am 30 Juli. Infos folgen!
Unterschiedlicher können Filmrollen kaum ausfallen: Er war Busfahrer (Paterson), Ben Solo (Star Wars), Musical-Star (Annette) und vieles mehr. In House of Gucci hat sich Adam Driver für seine Verkörperung von Maurizio Gucci allerdings selbst übertroffen. Man müsste ihn für dieses Schauspiel eigentlich mit Awards (und Teddybären) überhäufen, wäre da nicht Lady Gaga, die alle – ob aus dem Gucci-Clan oder nicht – in den Schatten spielt. Selbst die Mailänder Villa Necchi Campiglio, im Film der Wohnsitz von Rodolfo Gucci, strahlt nicht so hell und facettenreich wie die Ausnahmekünstlerin aus New York City. Dass sie aktuell den Titelsong für Top Gun beigesteuert hat, verzeihen wir ihr an dieser Stelle!
Sonntag, 03. Juli 2022
Was hat ein Name mit Konfession zu tun? Ist Thomas katholisch, nur weil er Thomas heißt? Und wie viel John Wayne braucht es, um die eigene Familie zu beschützen? Gerade zieht der neunjährige Buddy noch als Ritter mit Holz-Schwert und blechernem Mülltonnen-Deckel-Schild durch sein Belfaster Heimatviertel – da tobt auch schon ein gewalttätiger Mob um ihn. Die Mutter kann ihr Kind gerade noch ins Haus retten. Der Vater, wie immer nicht da, weil er für einen besseren Lohn in England arbeiten muss, möchte seine Familie am liebsten sofort nach Sydney ausschiffen. Doch was geschieht dann mit den Großeltern und der blonden Klassenbesten, an deren Seite sich Buddy vorgekämpft hat? Die beste Lösung ist: Man geht erstmal zusammen ins Freiluftkino! Das durch und durch cineastische Schwarz-Weiß-Drama über ein vom Nordirlandkonflikt zerfressenes Belfast – aus der Sicht eines Kindes – bescherte Altmeister Kenneth Branagh zurecht Unmengen an Preisen: unter anderem den Oscar für das beste Originaldrehbuch. Da bleibt kein Auge trocken – Cheerio Buddy!
Mittwoch, 06. Juli 2022
Eröffnungsfilm
Mit dem richtigen Groove in die Saison hat eine lange Tradition bei uns. Wer erinnert sich nicht gerne an „Searching for Sugar Man“ im ausverkauften Innenhof des Cantate-Saals zurück? Was für Zeiten! Eben jene möchten wir auch dieses Jahr heraufbeschwören. Deshalb haben wir einen Film ausgesucht, der gleichermaßen beglückt und sprachlos macht.
Mit Cem Kayas Dokumentarfirm „Aşk, Mark ve Ölüm“ (Liebe, D-Mark und Tod) eröffnen wir unsere diesjährige FREILUFTKINO-Saison! Der Film porträtiert ganze 60 Jahre Musikkultur der türkischen Community in Deutschland. Statt als bloße Fußnote des westdeutschen Wirtschaftswunders zu dienen, rückt Cem Kaya sie in den Mittelpunkt. Ergreifend, berührend, euphorisierend. Ein grandioses Zeugnis, das keiner verpassen darf! Das Berliner Publikum hat der Film bereits überzeugt (Panorama-Publikumspreis der diesjährigen Berlinale). Frankfurt, jetzt seid ihr dran. Get into the groove!
Porträt einer jungen Frau in Flammen; Regie: Céline Sciamma; FR, 2019; 122 Min.; FSK: ab 12; OmdU
PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN (PORTRAIT DE LA JEUNE FILLE EN FEU)
Donnerstag, 07. Juli 2022
Jubiläumsprogramm CSD FRANKFURT - 30 Jahre und kein bisschen leise!
Céline Sciammas zeitlosem Meisterstück über verbotene Liebe, Begierde und brennende Sehnsucht gelingt es, etwas einzufangen, was bei so vielen Filmen bloße Behauptung bleibt: ein Begehren fühlbar zu machen. In Blicken, im Feuer, am tobenden Meer wandelt sich dieser Film mit jeder Einstellung wahrhaftig zu einem gigantischen Gemälde, das nicht mehr aus dem Kopf und aus dem Herzen gehen mag. Voller Zartheit, lustvoller Neugier und mit einer unglaublichen, sich ständig steigernden Intensität. Im Zweifel für den Zweifel, doch eines ist ganz sicher: Porträt einer jungen Frau in Flammen ist ein Ausnahme-Film!
Freitag, 08. Juli 2022
Jubiläumsprogramm CSD FRANKFURT - 30 Jahre und kein bisschen leise!
Hans Hoffmann liebt Männer. Das ist verboten im Deutschland der Nachkriegszeit. Der berüchtigte Paragraph 175 ist weiter in Kraft. Immer wieder landet Hans im Gefängnis. Und immer wieder trifft er hier Viktor, einen verurteilten Mörder. Aus anfänglicher Abneigung entwickelt sich über die Jahre eine Schicksalsgemeinschaft, verbunden durch eine unstillbare Sehnsucht nach Liebe, Freiheit und Leben. Große Freiheit ist herausragendes Schauspielerkino, getragen von Franz Rogowski und Georg Friedrich in den Hauptrollen. Der Film gewann beim Deutschen Filmpreis 2022 sowohl den Filmpreis in Bronze als Bester Film als auch die Auszeichnung für das Beste Maskenbild!
Samstag, 09. Juli 2022
Bei wem sollen wir uns für diesen Film bedanken? Bei Alana Haim, Sängerin der Indierock-Band Haim, die wir ab sofort täglich auf großer Leinwand sehen möchten? Oder beim cholerischen Lover Bradley Cooper, der nach "A Star is Born" eigentlich sein Karriereende hätte einläuten müssen? Oder vielleicht doch bei Tom Waits, der seit 2011 kein Album mehr veröffentlicht hat und uns wenigstens in seiner Rolle als Rex Blau ein wenig versöhnlich stimmt? In den 1970er Jahren war alles besser, zumindest in diesem in jener Zeit angesiedelten Film, und zumindest für 133 Minuten! Der Name Licorice Pizza ist übrigens eine Referenz an die süd-kalifornischen Plattenläden, die zu jener Zeit neben den neuesten Platten auch Lakritz im Angebot hatten. Klarer Fall für unsere Bar: Wir besorgen Lakritz Schnecken. Versprochen!
Sonntag, 10. Juli 2022
Bei der Vorstellung, Weihnachten mit der Familie zu verbringen, graust es wohl einigen von uns. Es ist diese Mischung aus Tradition, Lebenshunger und Todessehnsucht, die sich bei all dem Essen und den starren Weihnachtszeremonien einschleicht. Pablo Larraín ("Jackie" 2019) lässt seine Lady Di in einer ebensolchen Mischung aus Verweigerung und Eskapismus mit hochgezogenen Schultern durch eine klaustrophobisch kammerspielartige Inszenierung geistern. Spencer ist aber kein Biopic im Sinne der chronologischen Darstellung größerer Lebensabschnitte – vielmehr zeigt der Film eine freie Variation weniger Weihnachtstage des Jahres 1990. Tage eines sich zuspitzenden Konflikts. Oder wie es auch heißt: "A fable based on a true tragedy".
Donnerstag, 14. Juli 2022
Die vielleicht besten Bilder dieses Kinosommers liefert uns Kameramann Drew Daniels in Red Rocket, der das Herz Amerikas so ungeschönt, authentisch und auch ein bisschen humorvoll an das Publikum heranträgt, dass einem der Atem stockt. Im Mittelpunkt steht der Pornodarsteller Mikey Saber, der angeblich mit 1300 Frauen geschlafen haben soll. Alles beginnt mit der Rückkehr Mikeys' aus Los Angeles in seine Heimatstadt Texas City. Dort findet er Unterschlupf bei seiner Ex. Mit dem Umzug geht auch sein "Abschied" aus der Pornoindustrie einher. Recht schnell beginnt er eine stürmische Affäre mit der Teenagerin Strawberry (ja: Strawberry!), die sich in einem lokalen Doughnut-Laden verdingt. Mit ihrer Hilfe will er zurück ins Triple-X-Business. Wird ihm sein Comeback als "Suitcase Pimp" gelingen? Angesiedelt ist der Film übrigens im Jahr 2016, als Donald Trump um die US-Präsidentschaft kämpfte. Und ja, es sind genau diese kleinen Details, die dem Film bis zum Schluss seine Wucht verleihen.
Freitag, 15. Juli 2022
Dass Omar Sy (Ziemlich beste Freunde) nicht ewig die Krone aufbehalten würde, war klar. Nun also könnte er von Makita Samba vom Schauspiel-Thron gestoßen werden. Denn wenn Samba vor die Kamera tritt, bleibt nicht viel Platz übrig. Höchstens für seine beiden kongenialen Kolleginnen Lucie Zhang und Noémie Merlant, die in einer im Laufe des Films immer brisanter werdenden Dreiecksbeziehung ihre frühen 30er ausleben. Als Nora (Noémie Merlant) schließlich einer Verwechslung mit einem Porno-Star zum Opfer fällt, spitzt sich das komplexe Abenteuer aus Liebe, Sex und Enttäuschung weiter zu. Regisseur Jaques Audiard gilt als Meister des amoralischen Erzählens. Trotz oder gerade wegen seines Alters (er ist 70) entführt er uns in ein neues, modernes Paris abseits der touristischen Attraktionen. Schauplatz ist das 13. Arrondissement, von den Parisern "Les Olympiades" genannt – wie auch der Originaltitel des Films lautet. Vielfalt in schwarz-weiß!
Samstag, 16. Juli 2022
Sonntag, 17. Juli 2022
Anthony (Anthony Hopkins) ist ein mürrischer alter Witwer und ein pensionierter Ingenieur, der allein in einer geräumigen, gut ausgestatteten Wohnung im Westen Londons lebt und regelmäßig Besuch von seiner liebevollen und verzweifelten Tochter Anne (Olivia Colman) bekommt. Doch die Dinge laufen nicht gut, denn Anthony ist dement und leidet unter Stimmungsschwankungen und Wutausbrüchen. Wir schauen ihm dabei nicht einfach nur zu, sondern sitzen vielmehr mittendrin in seinem Kopf – im Kopf eines Demenzkranken. Die „New York Times“ sprach nicht umsonst von einem „schwierigen, oft ziemlich brutalen Seherlebnis“. Regisseur Florian Zeller hat die Geschichte bereits 2012 als Theaterstück inszeniert, was aufgrund der kammerspielartigen Inszenierung des Films nicht weiter wundert. Mit sechs Oscar-Nominierungen zählte The Father zu den Favoriten im letztjährigen Rennen um die Academy Awards. Anthony Hopkins, immerhin 83, hat ihn am Ende absolut verdient gewonnen. In der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“.
Der beste Film aller Zeiten; Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat; ESP 2021; 114 Min.; FSK: ab 12; OmU
Donnerstag, 21. Juli 2022
Anlässlich 40 Jahre Film- und Kinobüro Hessen
Angetrieben von dem Wunsch, sich selbst ein Denkmal zu setzen, beschließt ein milliardenschwerer Geschäftsmann, den besten Film aller Zeiten zu drehen. Dafür engagiert er kurzerhand die angesehene Filmemacherin Lola Cuevas und zwei der bekanntesten spanischen Schauspieler, deren Schauspielkünste nur von ihrem Ego übertroffen werden: Hollywood-Star Félix Rivero und den polarisierenden Theaterschauspieler Iván Torres. Um die Dreharbeiten nicht zu gefährden, stellt die hochsensible Lola die beiden Rivalen vor immer ausgefallenere Proben und sorgt damit prompt für Sternstunden der Eitelkeit.
Die neue Komödie des argentinischen Regie-Duos Mariano Cohn & Gastón Duprat ist ein großes Vergnügen mit Starbesetzung: Penélope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martínez spielen in Höchstform in dieser Satire über die Macht der Kunst, Rivalität unter Männern und die Welt der Stars. Ein Film, der am Ende natürlich eins nicht ist: Der beste Film aller Zeiten. Gut genug, um uns den Sommer zu versüßen, ist er aber allemal!
Freitag, 22. Juli 2022
Wer liebt es nicht, das visuelle Feuerwerk des unverkennbaren Wes Anderson Stils? Ob es um eine tückische Verfolgungsjagd, einen malenden Gefängnisinsassen, eine Journalistin die sich in einen jungen 68er verliebt, einen radelnden Reisereporter oder um ein kleines kriselndes Zeitungsmagazin geht spielt dabei sowieso keine Rolle. Vielmehr ist die unerschöpfliche Originalität und überschäumende Bildgewaltigkeit die wahre Hauptperson dieses Meisterwerks, das schon jetzt ein wahrer Klassiker ist. Wer ihn noch nicht gesehen hat: Auf gehts, sonst verpasst ihr ein hochkarätiges, mehr als 20-köpfiges Schauspielvergnügen, das seines Gleichen sucht und so schnell nicht wiederkommt, versprochen!
Der Schlimmste Mensch der Welt; Regie: Joachim Trier; NOR, FRA, SWE, DNK, 2021; 128 Min.; FSK: ab 12; OmU
Samstag, 23. Juli 2022
Julie geht auf die 30 zu und die Angst, hinter Erwartungen zurückzubleiben, lastet auf ihr während sie etwas sucht, das in ihr einen Funken entfachen kann. „The Worst Person in the World“ mag die Form einer romantischen Komödie haben, aber die Komplexitäten des Films gehen viel tiefer. Das Generationenporträt eines Filmemachers, der wie kein anderer den Zeitgeist des Lebens in unsicheren Zeiten einfängt.
THE CARD COUNTER
Donnerstag, 24. Juli 2022
Was für ein Kinojahrgang! Ist das eigentlich niemandem aufgefallen? Man könnte pausenlos ins Kino rennen. Paul Schrader („Taxi Driver“-Autor) gehört ebenfalls zu jenen Perlenzüchtern, die dieses Jahr herausragendes Kino abgeliefert haben. Seine Figuren- und Milieustudie führt uns tief hinein in die Spielhallen- und Casinowelt Amerikas. The Card Counter wurde in Biloxi, Mississippi, gedreht. Schon mal von gehört? Nope! Schrader führt sein Publikum in die entlegensten und unbekanntesten Winkel des Südens der USA, die von Kameramann Alexander Dynan dunkel-genial eingefangen wurden. Im Mittelpunkt dieses Thrillers: Pokerface William Tell – gespielt von Oscar Isaac („Star Wars“, „Dune“) – der achteinhalb Jahre in einem Militärgefängnis gesessen hat. Dort studierte er Poker und Black Jack und wie sich die begrenzte Wahrscheinlichkeit, zu gewinnen, optimal nutzen lässt. Sein Problem: Keine Glückssträhne hält ewig, mag sie noch so berechnet sein.
Mehr Informationen über das weitere Programm (30.06. - 21.08.) folgen in Kürze.